Anthroposophische Heilpädagogik
In einer Welt, die auf Schnelllebigkeit und an einer Vielfalt von äußeren Fakten ausgerichtet ist, geht oftmals der Blick für die innere geistige Individualität und Einzigartigkeit des Menschen verloren.
In der anthroposophischen Pädagogik und Heilpädagogik soll gerade hierauf der Fokus gerichtet sein.
Genauso wie jeder Musiker lernen muss, sein Instrument zu stimmen, zu beherrschen und zu spielen, sollen die Kinder lernen, ihr „leibliches Instrument“ individuell in Einklang mit sich selbst und mit ihrer Umgebung zu bringen. Auf diesem Wege werden sie von ihren Lehrer/innen begleitet und unterstützt.
Die anthroposophische Pädagogik und Heilpädagogik geht davon aus, dass der Mensch nicht nur einen physischen Leib hat, den wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, sondern dass er ebenso mit einem Geistigen und einem Seelischen begabt ist, die unsichtbar nach geistigen Gesetzen leben, sich aber im physischen Leib manifestieren.
Um im Bild des Musikers zu bleiben: Auch wenn er ein hervorragender und gesunder Künstler ist, kann sein Instrument verstimmt oder beschädigt sein - die Ursachen und Gründe hierfür können vielfältiger Art sein. Dann ist er verhindert, seine volle Begabung zu zeigen.
Auf den Menschen übertragen: Anhand Rudolf Steiners geisteswissenschaftlicher Forschungen, gehen wir davon aus, dass auch ein Mensch mit Behinderung ein intaktes, gesundes geistiges Ich besitzt, welches jedoch durch seelische und/oder körperliche „Verstimmungen“ bzw. „Beschädigungen“ verhindert ist, zur vollen Entfaltung zu kommen.
Die Aufgabe des anthroposophischen Heilpädagogen ist es, zu versuchen, dieses geistig gesunde Ich in der Individualität des Menschen zu erkennen und es im Idealfall so zu begleiten, dass die seelischen und leiblichen Beeinträchtigungen so weit wie möglich gesunden können oder in Einklang gebracht werden mit der Persönlichkeit und ihrer Umgebung.
Darum sprechen wir in der anthroposophischen Heilpädagogik auch von „Seelenpflege“ oder „seelenpflegebedürftigen Menschen“.